In Charlie Mackesys Debüt Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd geht es um die ungewöhnliche Freundschaft zwischen drei Tieren und einem kleinen Jungen. Von ihren Perspektiven auf die Welt können sowohl Erwachsene als auch Kinder etwas über das Leben lernen.
Von Jana Schaefer
Was wäre, wenn Tiere sprechen könnten? Oder was wäre, wenn Kinder sie wirklich verstehen können und uns als Erwachsenen der Sinn dafür verloren gegangen ist? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Kinderbuch Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd von Charlie Mackesy. Der Autor erzählt mit vielen Bildern und prägnanten Gesprächen von der Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Maulwurf. Und einem Fuchs. Und einem Pferd.
In feinen Zeichnungen dargestellt sind die Figuren, die einer:m schon nach der ersten Seite ans Herz wachsen. Flüchtig, wie eben erst gezeichnet, steht das Pferd auf der ersten Seite und spricht mit dem Jungen. Es geht um Glück, Liebe, den Sinn des Lebens. Und Kuchen. Das Fluchttier Pferd ist hier die weise und ruhige Stimme, der listige Fuchs der verlässliche Freund und der sich eigentlich von Regenwürmern ernährende Maulwurf denkt vorrangig an Kuchen. Auf dem Weg des Jungen kommen die drei zufällig an ihm vorbei und begleiten ihn fortan.
Manche Bücher stechen durch das gelungene Cover sofrt ins Auge. Bei Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd sprechen eine:n direkt die Zeichnungen an. Das Cover zeigt einen kleinen Jungen, der unter dem Kopf eines großen Pferdes steht, zu seinen Füßen ein Fuchs und in seinen Händen einen Maulwurf. Es ist zum Großteil in Schwarzweiß gehalten, lediglich die Hose des Kindes, der Maulwurf und der Fuchs sind coloriert. Jede:r, die:der sich fürs Zeichnen interessiert und vielleicht schonmal einen Kurs dazu besucht hat, weiß, dass besonders Pferde schwer zu zeichnen sind. Mackesys Figuren sind jedoch locker und leicht, als hätte er mit sehr viel Spaß an seine Zeichnungen gearbeitet. Dieser Eindruck zieht sich durch das gesamte Werk und wird durch einige Seiten verstärkt: Zu sehen ist etwa ein Abdruck einer Teetasse, ein brauner Kreis. Der Maulwurf sagt dazu nur, dass es neben Tee auch immer Kuchen geben muss.
Ein schönes Geschenk
In einem Vorwort spricht der Autor zu den Lesenden und betont, sein Buch sei nicht für Kinder allein, alle können es lesen, gerne auch Eselsohren in die Seiten knicken. Die Schrift ruft Kindheitserinnerungen hervor – an das erste Mal mit einem Füller zu schreiben, an den Mischmasch aus Schreib- und Druckschrift. Das Buch wirkt, als wäre es ein persönliches Geschenk, selbst geschrieben und gebunden. Dieses Gefühl etwas Liebevolles geschenkt bekommen zu haben, dürfte Erwachsene gleichermaßen wie Kinder überkommen.
Charlie Mackesy
Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd
Ullstein: Berlin 2020
128 Seiten, 22,00€
Der Vorteil beim Lesen dieses Buches: Es muss nicht immer an einem Stück sein, es muss nicht vorne angefangen werden oder an einem Stück gelesen werden. Eine Seite zu betrachten, reicht schon für ein Gefühl zu dem Buch. Manchmal gibt es keine Erzählung auf einer Seite, sondern lediglich eine prägnante Zeichnung der Geschehnisse: Auf einer Doppelseite in der Mitte des Buches sieht man das Pferd galoppieren, springen. Neben ihm rennt der Fuchs, der Maulwurf und der Junge reiten auf Pferd. Da immer wieder ein neues Gespräch initiiert wird, verpasst man keine wichtige Handlung, wenn mal ein paar Seiten übersprungen werden. Jedes der Gespräche ist so persönlich, so lustig oder wehmütig, dass man das Buch nicht mehr weglegen möchte.
Ein besonders schönes Detail im Einband des Buches ist die Abbildung von Noten zu Schumanns 2. Soldatenmarsch, einem frühlichen Stück. Auf den Noten selbst, neben und unter Notenlinien tummeln sich kleine Zeichnungen der Charaktere. Diese vielen kleine Details zusätzlich zur Erzählung über den kleinen Jungen, der einfach nur nach Hause will, eignen sich für Kinder jeden Alters, aber auch für Erwachsene die nicht vergessen wollen, wie es ist, ein Kind zu sein.