Die Resonanz zu Rammsteins Zeit war hier in Deutschland eher überschaubar. Das liegt auch am Verzicht der Band auf die übliche Provokation, ist aber umso bedauerlicher, handelt es sich doch um ein Lied, das unbedingt politisch zu verstehen ist. Um das zu sehen, muss man in die Tiefe gehen.
Von Frederik Eicks
Um nach zehn Jahren ohne neue Musik sicherzustellen, dass ihre Band in aller Munde sein würde, entschieden sich Rammstein 2019 für die äußerste Provokation: In einem Teaser zur ersten Single Deutschland sieht man die Band in KZ-Häftlingskleidung am Galgen baumeln, dann ist der Schriftzug »Deutschland« zu sehen. Im Feuilleton und in den sozialen Medien fand sich – von den Musikern natürlich eingepreiste – Kritik zuhauf, die allerdings nicht auf das tatsächliche Lied und das dazu gehörige Video ausgeweitet werden darf. 2020 sorgte Frontsänger Till Lindemann, bekannt auch für Solo-Songs wie Ich hasse Kinder, mit seinem Gedicht Rohypnol erneut für Aufruhr, weil dort Vergewaltigungsfantasien aus Täterperspektive beschrieben werden. Die aufmerksamkeitsökonomischen Regeln des Markts, deren Relevanz sich inzwischen auch in neueren Modellen zu Kanonisierungsprozessen niederschlägt, beispielsweise bei Elisabeth Kampmann,1Vgl. Elisabeth Kampmann: Der Kanonisierungsprozess in den Dimensionen Dauer und Reichweite. In: Matthias Beilein/Claudia Stockinger/Simone Winko (Hg.): Kanon, Wertung und Vermittlung. Literatur in der Wissensgesellschaft. Berlin/Boston 2012, S. 93-106. beherrschen Rammstein im Schlaf. Durch gezielte Grenzüberschreitung als Teil von Rammsteins Alltagsgeschäft kommt die Band immer wieder ins Gespräch.
Umso erstaunlicher ist ihre am 10. März 2022 erschienene Single Zeit. Statt des nächsten wohlkalkulierten Aufregers entscheidet sich die Band für eine völlig andere Weise, von sich reden zu machen – sie veröffentlicht große, politische Kunst. Mein Anliegen ist es zu zeigen, wie ausgefeilt diese Kunst ist und wie viel dafür spricht, das Lied als politisches zu begreifen. Mit dem Motiv eines unmittelbar drohenden Todes wird Zeit, in dessen Video verschiedene Figuren wiederholt mit dem personifizierten Tod konfrontiert werden, für viele politische Positionen anschlussfähig: »[T]he desire to grapple with or inhabit apocalypticism is present across the political spectrum.«2Bogna M. Konior: Apocalypse Memes for the Anthropocene God: Mediating Crisis and the Memetic Body Politic. In: Alfie Bown/Dan Bristow (Hg.): Post Memes. Seizing the Memes of Production. Earth, Milky Way 2019. S. 45-76, hier S. 50. Besonders einleuchtend scheint mir aber, das Lied in Bezug zum Diskurs um die Klimakrise zu setzen, vor allem angesichts einer schärfer werdenden Rhetorik klimaaktivistischer Gruppen. Dazu stelle ich einige Beobachtungen zu Video, Musik und Text von Zeit und punktuelle Vergleiche zu Deutschland an, die meine Thesen plausibilisieren, allerdings noch keine lückenlose Interpretation ergeben.
Inszenierung ›Rammstein‹
Rammstein war schon immer eine Inszenierung, bei der die Musik zwar den Kitt darstellt, der die einzelnen Elemente zusammenhält, aber eigentlich nie im Vordergrund steht. Damals ausgesprochen ablehnend gegenüber der Band eingestellt, erinnere ich mich noch gut daran, wie meine Schwester unserer Familie 2013 vom Hurricane-Auftritt Rammsteins erzählt hat, den sie sich nicht als Fan, sondern aus Interesse am Phänomen angesehen hatte. Als der Auftritt vorbei war, habe sie Rammstein besser verstanden. Wie im Theater seien alle Musiker nach vorn geschritten, hätten sich verbeugt und Lindemann hätte mit völlig anderer Stimme als noch beim Singen gesagt: »Das war: Rammstein.« Rammstein zu rezipieren, heißt unweigerlich, alle Elemente in Betracht zu ziehen. Ansonsten »befindet sich [der Gegenstand] vor uns, wir wissen davon, aber wir sehen ihn nicht.«3Viktor Šklovskij: Die Kunst als Verfahren. In: Jurij Striedter (Hg.): Russischer Formalismus. Texte zur allgemeinen Literaturtheorie und zur Theorie der Prosa. München 1971. S. 2-35, hier S. 15.
Allerspätestens seit dem cineastischen Deutschland gibt es keinen Zweifel mehr am handwerklichen und künstlerischen Anspruch der Band. Auch Zeit wartet mit einem beachtlichen Musikvideo auf, das seinen Kurzfilm-Charakter aber nicht mehr mit derartigem Pomp betonen muss, wie ihn Deutschland mit langem Vor- und Abspann nötig hat. In ihrer Struktur ähneln sich beide Videos. Es handelt sich jeweils um kleine, nicht durch eine Handlung, sondern durch Motivik verknüpfte Episoden, in denen Personen in verschiedenen Rollen auftreten. Ansonsten fallen einige Unterschiede auf. In Zeit sind die Bandmitglieder weniger präsent als in Deutschland, das – mit einem harten, schnellen Synthesizer einsetzend – auch musikalisch einen anderen Ton anschlägt und sich an den Hits der frühen Rammstein orientiert.
Zeit markiert hingegen einen deutlichen Bruch, beginnt mit langsamen Klavierakkorden, die erst nach einigen Sekunden Stille angeschlagen werden. Die Musik ist hier deutlich feinsinniger und kontrastreicher, als man es Rammstein für eine erste Single-Auskopplung aus dem neuen Album zugetraut hätte. Der Text ist poetischer als das zwar durchaus ambivalente, mit patriotisch-nationalistischen Sentiments kokettierende Deutschland, das sich dann am Ende aber mit dem Vers »Deutschland, meine Liebe kann ich dir nicht geben« doch recht eindeutig positioniert.
Volles Ausschöpfen der Mittel
Die ersten drei von vier Episoden des Videos von Zeit laufen rückwärts ab. Alles, was sich bewegt, bewegt sich in unterschiedlich starker Zeitlupe. Es wirkt beinah überflüssig zu erwähnen, dass der Einsatz von Kamera, Licht, Bildkomposition und sonstigen visuellen Stilmitteln eine wahre Freude ist. Alle Figuren bis auf die Mütter in der dritten Episode und die Kinder in der zweiten und vierten werden von den Bandmitgliedern gespielt. Dass die Band dennoch weniger präsent ist, liegt daran, dass sie völlig in ihren Rollen aufgehen. In diesem Kurzfilm tritt nicht Rammstein auf, sondern deren Mitglieder als Schauspieler. Das ist in Deutschland insofern anders, als wenigstens Lindemann noch in mehreren Szenen als den Text singend gezeigt wird und dabei direkt in die Kamera schaut. Auch gesanglich ist Lindemanns Performance in der Aufnahme von Zeit eine völlig andere: In seiner Stimme ist nichts Brachiales, sondern Verletzliches. Sie klingt mehr wie Nach-dem-Konzert-Lindemann statt Während-des-Konzerts-Lindemann. Hinzukommt noch der weitestgehende Verzicht auf das gerollte Schauspieler-R, das eigentlich fester Bestandteil der Marke ›Rammstein‹ ist, hier aber nur noch zur Betonung von Schlüsselwörtern wie ›sterben‹ eingesetzt wird.
Dieser gezieltere Einsatz der zur Verfügung stehenden musikalischen Ausdrucksmittel ist auch in der sonstigen Gestaltung zu beobachten. Bis zum Höhepunkt nach dem zweiten Refrain wird eine stetige Steigerung vollzogen. Das Klavier, das in der ersten Strophe nur alle zwei Takte einen Akkord anschlägt, spielt im ersten Refrain schon halbe Noten. In der zweiten Strophe sind dann eine gedämpfte Basedrum in Vierteln und ein leis-subtiler Synthesizer in Sechzehnteln zu hören. Erst im zweiten Refrain setzen die E-Gitarren voll ein, die begleitend zum Gesang ihre Akkorde in Stakkato-Vierteln spielen, um dann in Tremolo-Pickings überzugehen, die den akustischen Raum völlig einnehmen. Zur dritten Strophe gibt es einen Bruch, es gibt im Kleinen nochmals eine Steigerung: Es erklingen die langsamen Klavierakkorde vom Anfang, dann treten Basedrum und Synthesizer hinzu, im letzten Refrain wird der Gesang nun von Tremolo-Pickings begleitet.
Aus der Jugend wird schon Not
Rammstein haben etwas zu sagen und sagen es mit einem Lied, das um seine Stärken weiß und diese gekonnt ausspielt. Was sie zu sagen haben, verrät der Liedtext, der aus dem gelungenen Instrumental und dem auf höchstem Niveau produzierten Musikvideo große Kunst macht. Die erste Strophe ist gespickt mit scheinbaren Paradoxa. Eindringlich kommen Gefühle des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit zum Ausdruck:
Das Lied im Kontext des Klimadiskurses zu begreifen, sorgt für eine Auflösung mancher Paradoxa, andere bleiben rätselhaft: Wir »sehen« seit den 80ern die drastischen Folgen der Klimaerwärmung, handeln aber nicht konsequent genug – handeln, als seien wir »blind«. »Nach uns«, nach der Menschheit, wird es tatsächlich »vorher geben«, auch wenn es einige Jahrhunderte dauern mag, denn die Natur wird sich alles zurückholen, Städte und Straßen überwuchern. Die Welt wird irgendwann sein, wie sie vor dem Anthropozän war. Wir »sterben weiter, bis wir leben«, gerade weil die Natur sich alles holt und ins Lebendige verwandelt, unsere Körper, Gewebe, Atome.
Bilder für die Krise
Alles an der Gestaltung von Video, Musik und Text verraten: Rammstein wollen mit Zeit ernst genommen werden. Die neue Inszenierung mit dem Zurücktreten der Bandmitglieder hinter ihre Rollen, Lindemanns Gesang, der Verzicht auf Provokation. Nun, sicherlich werden manche entrüstet sein angesichts blutverschmierter Vulven, in die gemächlich Säuglinge zurückflutschen. Diese Szene könnte man mit einem ›Rammstein will be Rammstein‹ abtun, tatsächlich handelt es sich aber um eine der wichtigsten Sequenzen des Videos. Die männlichen Hebammen erhalten die Neugeborenen vom Tod. Der Sandhaufen, an dem die Mütter lehnen, fließt nach oben. In einer kurzen Einstellung ist dann zu sehen, dass der Sand an der Decke wieder einen Haufen bildet, an dem kopfüber ebenfalls Mütter lehnen. Das ist eine gigantische, surreale Sanduhr, die nicht nur beliebtes klimaaktivistisches Stickermotiv ist, sondern stilisiert auch zum Logo von Extinction Rebellion wird. Mehr noch: Wenn die Zeit unten rückwärts läuft, liegt die Annahme nahe, dass sie oben vorwärts läuft; dass dort Kinder geboren und sogleich dem Tod übergeben werden.
Das ist ein Bild. Ein gewaltiges Bild für das Lebensgefühl und die Angst vieler junger Menschen, in eine Welt geboren worden zu sein, die schlimmstenfalls durch den Klimakollaps schon in wenigen Jahrzehnten nicht mehr viel zu bieten haben wird. Es ist ein Bild für die Zweifel, die Menschen in ihren Zwanzigern heutzutage haben: Ob sie Kinder bekommen sollten, wenn diese in einer Welt aufwachsen, die vielleicht viel lebensfeindlicher sein wird als jetzt noch. Hierzu nochmals ein Vers aus der ersten Strophe: »Aus der Jugend wird schon Not«. Zwar sehen sich im Video die erwachsenen Seemänner mit dem Tod konfrontiert, aber die Vielzahl von Kindern, die dem Tod gegenüberstehen, ist bemerkenswert. Schon bei den Soldaten, deren Kampf rückwärts abläuft, bis sie in einem Schnitt zu Kindern mit Stöckern statt Gewehren werden, ist die Figur des Todes gerade nicht im ernsten Gefecht der Erwachsenen zu sehen, sondern erst im Spiel der Kinder. Die letzte Episode scheint dann wie der Appell an eine intergenerationelle Verantwortung, wenn der Vater durch sein Nicht- bzw. zu spätes Handeln die Tochter nicht mehr rechtzeitig erreicht und so mitverantwortlich gemacht wird für den verfrühten Tod seines Kindes.
Zum Sandmotiv und Ambiguitäten
In Schillers Wallensteins Tod ist der Sand Ausdruck für das Vergehen der Zeit: »O die Zeit ist / Ein wunderthät’ger Gott. In einer Stunde rinnen / Viel tausend Körner Sandes«.4Friedrich Schiller: Wallensteins Tod. In: ders.: Schillers Werke. Nationalausgabe. Achter Band. Neue Ausgabe Teil II. Wallenstein. Text II, hg. von Norbert Oellers. Weimar 2010, S. 143. Bestehend aus feingeriebenen Felsen, Muscheln und allerlei anderen Materialien symbolisiert er aber auch das Malmen der Zeit. Dazu Tolkien in Der kleine Hobbit: »This thing all things devours: / Birds, beasts, trees, flowers; / Gnaws iron, bites steel; / Grinds hard stone to meal; / Slays king, ruins town, / And beats high mountain down.«5J.R.R. Tolkien: The Hobbit or There and Back Again. 3. Aufl., 7. Druck. London 1972, S. 88. Diese Topoi werden auch bei Rammstein aufgerufen, doch im Kontext der bisherigen Beobachtungen kann der Sand weitere Assoziationen wecken, darunter Wüste, Dürre, Abwesenheit von Leben. Wir sehen die Hebammen, wie sie von Sandmassen umspült werden, sich durch sie hindurchwälzen, stoisch in ihrer Mitte verharren.
Neben den verschiedenen Bedeutungsfacetten des Sandmotivs im Video sind auch viele Textstellen von einer Ambiguität geprägt, mit der umgegangen werden muss. Im ersten Refrain heißt es »Das soll immer so weitergehen«. Ausgedrückt werden kann damit sowohl der Wunsch nach einer Fortsetzung als auch eine Kritik an der Unabwendbarkeit solcher Fortsetzung, wobei letzteres wahrscheinlicher ist, lautet doch der für das Lied zentrale Wunsch im Vers zuvor: »Zeit, bitte bleib stehen«. In den beiden Versen äußern sich zum einen das irreale Gedankenspiel, die Zeit anhalten zu können, um mehr Zeit zur Abwendung der Katastrophe zu haben und zum anderen die Kritik an den bestehenden Verhältnissen, in denen weitgehend so weitergemacht wird wie bisher oder beschlossene Maßnahmen nicht ausreichend sind. Das spiegelt sich auch in den Versen »Dem Ende treiben wir entgegen / Keine Rast, nur vorwärts streben«.
Komplementäre Lesarten
Der zweite und dritte Refrain aber werden erweitert um die Verse »Es ist so schön, so schön / Ein jeder kennt / Den perfekten Moment«. Auf diese Verse und einen Teil der zweiten Strophe stützen sich knappe Inhaltsangaben des Lieds, wie man sie beispielsweise auf der wohl erfolgreichsten Liedtext-Plattform Genius findet, wo es heißt: »Im Song wird von einem schönen, erstrebenswerten Moment erzählt, welcher durch den Gedanken an die Vergänglichkeit getrübt wird.« Ich sehe hier keinen echten Widerspruch zu meinem Verständnis des Texts, halte die beiden Lesarten eher für komplementär. Zeit als Reflexion über Zeit und Vergänglichkeit ruft beinah notwendigerweise auch weitere Facetten dieses Universalthemas auf. In eine Lesart im Klimakontext müssen die zusätzlichen Verse des Refrains auch mit gewissem Aufwand integriert werden – was nicht heißt, dass das nicht geht.
Dazu zwei Bemerkungen, die nicht völligen Einklang herstellen sollen. Erstens: In Zeit wird mehr beschrieben als nur ein schöner Moment, der irgendwann vorbei ist, und der Tod, der irgendwann kommt. Es besteht eine enge Verbindung zwischen dem schönen oder perfekten Moment und dem Tod: »Aufhörn, wenns am schönsten ist, die Uhren bleiben stehn / So perfekt ist der Moment, doch weiter läuft die Zeit / Augenblick, verweile doch, ich bin noch nicht bereit«. Der schön-perfekte Moment wird zum grammatisch-perfekten, abgeschlossenen Moment, dem Moment des Todes. Eingeleitet werden diese Verse der dritten und letzten Strophe mit dem Vers »Wenn unsre Zeit gekommen ist, dann ist es Zeit zu gehn«. Im ersten Satzteil begegnet uns wieder eine Ambiguität. Die Redewendung von der Zeit, die gekommen ist, kann als Umschreibung für den Todeszeitpunkt verstanden werden. ›Unsere Zeit ist gekommen‹ wird aber auch verwendet, um einen Höhenflug oder einen Umbruch zu beschreiben oder anzukündigen. In diesem zweiten Sinne kommt die Zeit jüngerer Generationen, wenn die Älteren altern, und wenn die Zeit der Jüngeren gekommen ist, so ihr Gefühl, ist es im Angesicht der rapiden Erderhitzung schon wieder Zeit zu gehen. Hier wird dieselbe Empfindung aufgerufen wie mit den Neugeborenen im Video.
Zweitens: Das Pronomen ›Es‹ ist unterspezifiziert. Was genau eigentlich »schön« ist, wird nicht gesagt. Interpretiert als allgemeine Lebensfreude ist der Vers Ausdruck eines ambivalenten Weltverhältnisses: Diese Welt zu lieben und sie deshalb umso mehr schützen zu wollen; Glücksmomente zu erleben trotz Krisenzeiten. Solche Ambivalenz der Gefühle ist schließlich auch insgesamt für das Lied zentral: Wird der Wunsch »Zeit, bitte bleib stehen« realisiert, bedeutet das den Tod. Denn das erst ist der Ort, an dem die Uhren tatsächlich stehen bleiben können. Er ist die Unendlichkeit, die in der ersten Strophe vom Flussufer aus winkt. Der Klimakrise mit dem Wunsch nach einem Stehenbleiben der Zeit zu begegnen, heißt dann, frei nach Meister Oogway aus Kung Fu Panda, dem eigenen Schicksal gerade auf der Straße zu begegnen, die man einschlägt, um es zu vermeiden.6»One often meets his destiny on the road he takes to avoid it.« Kung Fu Panda. Regie: Mark Osborne/John Stevenson. Drehbuch: Jonathan Aibel/Glenn Berger. USA 2008.
Gefangen so im Fluss der Zeit
Die Gleichsetzung von Tod und Unendlichkeit zeigt uns im Video auch das wabernde Muster der Maske des Todes, das auffällige Ähnlichkeit zu Fraktalzooms hat. Fraktale, diese seltsamen geometrischen Gebilde, die beim Vergrößern, egal wie weit hinein, immer neue Formen zutage fördern, auch solche, die sich selbst zum Verwechseln ähnlich sind. Mathematische Unendlichkeit, für die Computer abermillionenfach dieselbe Rechenoperation ausführen. Ganz ähnlich sind Menschen jahrzehntelang mit der Erderwärmung und ihren Folgen verfahren. Stets neue Klimaabkommen ohne Sanktionen bei Nichteinhaltung, stets neue Taktiken zum Abwälzen der Verantwortung auf das Individuum wie das wachsende Angebot von Recyclingprodukten und BPs wirkmächtiger PR-Kampagne vom CO2-Fußabdruck, stets das unbedingte Vermeiden von Systemfragen. Für solche Mätzchen haben wir keine Zeit. Anhalten können wir sie auch nicht.