Aus Knochen und Blut

Nora Amin verkörpert in ihrer Performance My Dance im Göttinger WERKRAUM,wie tänzerische Leidenschaft auf die brutale Realität von Sexismus, Unterdrückung und sexualisierter Gewalt trifft.

Von Remziyenur Özyürek

Bild: Remziyenur Özyürek

Theater und Tanz begleiten Nora Amin schon seit ihrer Kindheit. Am 17. November bringt die Choreografin und Schriftstellerin ihre Geschichte mit der Performance My Dance in den Göttinger WERKRAUM. Die Show spiegelt das Frauenbild, Sexismus und Unterdrückung in Ägypten wider, zeigt aber auch die Liebe der Frauen und Baladi-Tänzerinnen zum Tanz.

Der in Ägypten entstandene Baladi-Tanz ist für die Tänzerinnen ein Zeichen von Stärke und Mut. Die Leidenschaft zum Tanzen kann gleichzeitig ein traumatisches Erlebnis werden, wenn es zu sexualisierten Gewalt kommt. Dies macht Amin in ihrer Show zum Mittelpunkt.

Die Tradition des Baladi-Tanzes

Wie auch die Hintergrundgeschichte des Baladi-Tanzes, die von Sehnsucht nach der Heimat und der Ausbeutung des Tanzes für den männlichen Blick erzählt, ist die Bühne dunkel, und rot wie die Liebe zum weiblichen Körper. Mit der Baladi-Musik, die aus instrumentalen Stücken, aber auch Gesang besteht, zieht Nora Amin das Publikum in das Leben der Baladi. Eine Mischung aus Tanz und feministischer Geschichte fesselt die Zuschauer:innen. Während Amin sitzt und über den Feminismus in Ägypten spricht, läuft im Hintergrund ein Tanz, der von ihr selbst choreografiert wurde.

Für die Tourist:innen in Ägypten ist der Bauchtanz eine amüsierende Attraktion, doch für die Tänzerinnen ist er noch viel mehr. Der Traum, als Performerin berühmt zu werden, die Liebe zum Tanzen und die Selbstbestimmung über den eigenen Körper, bringen Frauen zu ihm. Gleichzeitig ist die Performance für viele Frauen ein Einkommen, das ein Segen und ein Fluch ist, da der Baladi-Tanz zur Sexualisierung der Frau und ihres Körpers führt.

Für mehr Vorstellungskraft

Wie tanzt man die Schmerzen weg? Das erwähnt Amin mehrmals. Es ist der jahrelange Schmerz, den die Frauen im Kampf um Gleichberechtigung und gegen die Unterdrückung durchhalten mussten. Der Schmerz eines sexuellen Übergriffes und das aufgestaute Trauma in den Hüften der Tänzerinnen. Es ist der Kampf um Anspruch auf den eigenen Körper. Es ist der Schmerz von sexualisierter Gewalt, Unterdrückung und patriarchaler Manipulation. Mit der musikalischen Begleitung ihres Ehemannes tanzt Nora Amin mit schwingenden Armen auf ihrem Platz und fordert das Publikum auf mitzumachen. In der Performance My Dance geht es nicht nur um Bauchtanz, Schwingen der Hüften und Bewegungen der Arme, sondern auch die Botschaft, dass Feminismus überall und immer gebraucht ist.

Die Performance von Amin zeigt, dass ein jeder Traum von Bedeutung ist. Jeder Mensch kann mit der eigenen Vorstellungskraft und dem eigenen Willen etwas verändern. Nora Amin führt vor Augen, warum feministische Stimmen wichtig bleiben.

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