Das Programm für den 31. Göttinger Literaturherbst ist draußen: Das Festival setzt sich 2022 mit den Krisen der Gegenwart auseinander und wird inklusiver, außerdem gibt es Kontroverses ud Altbewährtes zu sehen. Eine Zusammenfassung.
Von Hanna Sellheim
Bild: Hanna Sellheim
Der Göttinger Literaturherbst hat am Mittwoch sein Programm für die diesjährige Festivalsaison vorgestellt. Geschäftsführer Johannes-Peter Herberhold kündigt an: »Dieses Jahr wird es einiges geben, was ganz besonders ist – nicht alles davon ist schön.« Eine der schöneren Neuheiten ist das Design von Plakaten und Programm: In diesem Jahr sind darauf Menschen anstatt der üblichen geometrischen Muster zu sehen.
Herberhold spricht von dem Ukraine-Krieg als einem der erschütterndsten Ereignisse seines Lebens und davon, dass das Thema aus dem Blickwinkel gerate. »Das machen wir bewusst nicht«, sagt Herberhold. Stattdessen sollten beim Literaturherbst auch Lösungen diskutiert werden. So steht im Festivalprogramm ein ukrainischer Abend mit Irina Bondas, Maryana Golovko, Kateryna Mishchenko und Katharina Raabe sowie eine ukrainisch-deutsche Lesung aus Der kleine Eisbär. Zudem kommt der ukrainische Schriftsteller Juri Andruchowytsch.
Auch spricht Herberhold über die Problematik, inmitten einer Energiekrise ein Festival zu organisieren, und die Verantwortung, sparsam mit Ressourcen umzugehen. Welche Konsequenzen genau daraus gezogen wurden, bleibt offen.
Begehbar und inklusiv
Nach 31 Jahren sei laut Herberhold der Literaturherbst im Herzen Göttingens angekommen – nicht zuletzt des neuen Literaturhauses wegen, das als Festival-Café dienen wird. Das Festival solle begehbar werden, auch durch die Fortführung des On-Air-Formats, das alle Veranstaltungen digital zugänglich macht. Mara Becker betont zudem die Bemühungen des Festivals für mehr Inklusivität. Drei Lesungen in einfacher Sprache wird es geben, vier werden in Gebärdensprache gedolmetscht, außerdem erscheinen umfangreichere Angaben zur Barrierefreiheit der Veranstaltungsorte auf der Website.
Info
Wie in den vergangenen Jahren wird Litlog wieder ausführlich über den 31. Literaturherbst berichten. Ihr möchtet mitmachen? Schickt einfach eine Mail an info@litlog.de!
Das diesjährige Belletristik-Programm hat Philipp Winkler, Monika Peetz, Helene Bukowski, Robert Menasse, Dörte Hansen, Donna Leon, Monika Helfer und Liz Nugent im Angebot. Das Gastland der Frankfurter Buchmesse Spanien ist auch vertreten: Irene Vallejo liest aus Papyrus, Fernando Aramburu aus Die Mauersegler.
In der Wissenschaftsreihe sind unter anderem Andrea Wulf, Jasmin Schreiber und Michael Schwerdtfeger sowie die BioNTech-Gründer:innen Uğur Şahin und Özlem Türeci zu Gast. Auch eine Kooperation mit dem Forum Wissen wird es geben. Politisch wird es unter anderem mit Norbert Röttgen und Tupoka Ogette. Überraschende und vielversprechende Kombinationen gibt es am 29. Oktober mit Carolin Emcke und Anke Engelke sowie Hendrik Bolz und Drangsal.
Kontrovers und altbewährt
Der junge Herbst zeigt eine Art Debütant:innenball mit Lea Draeger, Sirka Elspaß und Kim de l’Horizon. Außerdem sprechen Linus Giese, Mithu Sanyal und Tanja Raich über Das Paradies ist weiblich sowie Julia Shaw über ihre »Bi-Bibel«. Zudem kommt der Fußballer Neven Subotić in die Funsporthalle, um sein Buch Alles geben vorzustellen. Wie Gesa Husemann ankündigt, können Jugend-Fußballvereine für diese Veranstaltung Freikarten-Kontingente bekommen.
Auch Kontroverses hat der 31. Literaturherbst zu bieten: »Fein und exklusiv«, wie Nina Hornig es ausdrückt, ist am 30. Oktober Takis Würger in Northeim zu sehen und am 4. November Hendrik Streeck im Asklepios-Fachklinikum. Auch Hubertus Meyer-Burckhardts Meinungen über »starke Frauen« versprechen Diskussionsbedarf.
Und schließlich gibt es natürlich auch wieder Altbewährtes zu erleben: musikalische Veranstaltungen, schreibende Schauspieler:innen, die Lesung des:der Träger:in des Deutschen Buchpreises, die Verleihung des NDR-Sachbuchpreises, Stammgast Max Goldt, gleich dreimal Heinrich Detering sowie Matthias Brandt und Jens Thomas, die ja bereits bei der Eröffnung des Literaturhauses zu Gast waren.
Das gesamte Programm findet ihr hier.